Donnerstag, 6. Dezember 2007

am Arbeiten

Vierter Tag in der Klinik, ich bin ziemlich muede, aber zufrieden. Ich habe ein Zimmer in einer Wohnung ganz in der Naehe der Klinik, zusammen mit einer PJ-lerin und einer Assistenzaerztin, verstehe langsam worueber bei den Visiten und den Tag ueber geredet wird und ich habe operiert.

Jawoll, richtig gelesen, OPERIERT. Und zwar war ich gestern mit dem Vize-Chef der Chirurgie, einem Assistenzarzt und einem anderen PJ-ler im OP fuer eine Appendizitis. Nach dem Waschen hab ich mit steril abgedeckt, was man ja in Deutschland schon mal ganz selten macht (ich jedenfalls kaum). Aber dann kams: mir wurde das Skalpell gereicht, ich habe den Schnitt gemacht, den Rectusmuskel frei praepariert und von der Linea alba (der Mitte) getrennt, Peritoneum eroeffnet, Appendix mit der Hand gesucht, Tabaksbeutelnaht gemacht, den Appendix abgesetzt und den Rest wieder im Bauch verstaut. Dann wurde Seiten getauscht und ich musste instrumentieren (hier oft eine Aufgabe der PJ-ler). Ich muss sagen, waehrend des Operierens fand ich das Fach Chirurgie ploetzlich ganz toll, konzentriert arbeiten, exakt hantieren, meoglichst nicht zittern. Nach der Operation bin ich richtig geschwebt! ;-)
Der Preis dafuer war das Warten danach. Da der Patient aus der Notaufnahme kam hatte er noch kein Bett auf Station. Bis eines frei war hat es geschlagene zweieinhalb Stunden gedauert und ich musste waehrenddessen auf ihn aufpassen! naja, den Inhalt eines OP-Saales kann ich jetzt fast auswendig. ;-)

Neben dem Operieren muessen die PJ-ler hier vor allem Wunden waschen und "notas" schreiben. Die Wundpflege ist sehr ausfuehrlich und beinhaltet Loesungen mit Wasserstoffperoxid oder Chlor, die wohl alles moegliche in der Wunde abtoeten sollen und dementsprechend brennen. Manchmal habe ich allerdings das Gefuehl, dass die Operationsnaehte ohne taegliches Rubbeln besser heilen wuerden. Ausserdem tun mir die Patienten leid. Es gibt mehr als einen, bei dem die Hautnaht aufgegangen ist (naechste genaehte Schicht ist Muskel) und diesen Patienten muessen wir jeden Tag an ihrem Bauch rumfuhrwerken. Aber keiner beschwert sich hier!

Genug Medizingeschwafel! Morgen ist Freitag und die erste Woche hier ist vorbei. Bis jetzt habe ich einen einzigen Moskitostich, keinen Sonnenbrand (wie auch wenn man im Dunkeln zur Arbeit geht und bei Sonnenuntergang rauskommt ;-) und niemand hat mir nachgepfiffen. Alle hier sind sehr freundlich und interessiert, fragen viel, meistens woher ich komme. Die Putzfrau im OP wollte aber zum Beispiel wissen, ob wir in Deutschland ein Monument fuer Hitler haben...

Ihr seht, es wird hier nicht langweilig! Ich freue mich immer ueber Nachrichten wie es euch allen so geht! bis bald,
saludos ,
Johanna

2 Kommentare:

Treumi hat gesagt…

Für alle Nicht-Mediziner:
Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Blinddarmentzündungsoperation, wobei Johanna zunächst durch den Rücken, links an der Niere vorbei den Patienten angestochen, ihn eine halbe Stunde lang liegen gelassen und dann den Blinddarm samt Entzündung durch die Schulter entfernt und danach alles gut ausgespült hat. Über die Nähte sollte man folglich nicht zu heftig reiben, das erschließt sich von selbst! ;)

Unknown hat gesagt…

ja sauber sauber, das hört sich auf jeden Fall spannender an wie "Das Hammerexamenbuch" und der "HEROLD" *würg*
Geniess deine Zeit da drüben und JA Chirurgie kann auch Spass machen