Freitag, 21. Dezember 2007

Weihnachtsvorbereitungen

Hallo zusammen!

Nachdem ihr laenger nichts mehr von mir gehoert habt, steht inzwischen schon Weihnachten vor der Tuer. Hier merkt man das daran, dass ueberall kuenstliche Tannenzweige haengen und in der Pathologie neben den Formalintoepfen eine nette Plastikkrippe aufgebaut ist.
Angefangen haben die Weihnachtsvorbereitungen aber so richtig am Vorabend des 12. Dezember, dem Tag der Jungfrau von Guadalupe, der Nationalheiligen Mexikos (ausserdem mein Namenstag und mein erster Nachtdienst). Keine Chance frueh ins Bett zu gehen und vor den 36h Arbeit ausgiebig zu schlafen. Puenktlich um 9 Uhr am Abend des 11.12. begann im Nebenhaus eine Zweimann-Band zu spielen, es waren Stuehle und Tische auf den Gehweg gestellt und die beiden Musiker gaben sich alle Muehe, so zu klingen wie eine zehnkoepfige Big Band. Als perfekte Ergaenzung dazu erwies sich eine Gruppe Frauen im Hof des Hauses gegenueber, die vor einem blinkenden Bild der Jungfrau laut beteten und sangen. Es war ziemlich spannend das Ganze vom Balkon aus zu betrachten, Kinder sind umhergestolpert oder haben zwischen den Autos Fangen gespielt und manchmal waren sich die beiden musizierenden Gruppen sogar im Takt einig.

Seitdem laufe ich jeden Morgen um kurz vor sechs an vielen bunten Abbildern der Jungfrau von Guadalupe vorbei, natuerlich aufwaendig geschmueckt mit Plastikblumen und Blinklichtern. Mein Favorit ist ein Bild mit Lichterketten in gruen, weiss und rot (den Farben Mexikos), welches auch noch Melodien spielt. Von Stille Nacht bis Rudolf the Red Nose Reindeer ist alles dabei!

Meine beiden Mitbewohnerinnen haben ausserdem einen Christbaum gekauft- eine kleine Plastiktanne, die wir letzte Woche stilecht zu lauter Samba-Musik zusammen geschmueckt haben. Wie es sich fuer einen Frauenhaushalt gehoert in den Farben rosa und silber!




Die Stationsarbeit in der Klinik hat inzwischen den Reiz des Neuen etwas verloren. Tagsueber schreiben die PJ-ler hauptsaechlich "notas", eine taegliche Beurteilung des Patienten mit Fragen wie: kann er pieseln, wie schaut die Wunde aus, Probleme mit dem Luftroehrenschnitt? Allerdings werden die Patienten deswegen noch lange nicht taeglich ausgiebig untersucht. Meistens reicht der Blick, den man bei der morgendlichen Visite auf den Patienten wirft, der Rest der koerperlichen Untersuchung wird vom Vortag kopiert und umformuliert. Ich habe hier noch keinen PJ-ler auskultieren sehen! Ausser den "notas" und der Wundversorgung muessen noch Antraege ausgefuellt werden, meist in zweifacher Ausfertigung (Labor, Blutkultur, Roentgen, Ultraschall, Konsil an Fachaerzte, Pathologie und und und). Da es so gut wie keine Telefone gibt (es gibt ein einziges pro Station im Schwesternstuetzpunkt) ist man recht viel im Haus unterwegs...
Am interessantesten ist die Zeit im OP, auch wenn ich nicht soooo oft hingehen und den anderen PJ-lern den Schreibkram ueberlassen kann. Aber meine Hautnaehte werden langsam besser und ich kann eine "anillo"-Pinzette von einer "forte" unterscheiden.

Morgen mache ich mich mit zwei deutschen Maedels, die 7 Stunden von hier ihr PJ machen, auf den Weg nach Oaxaca, einer Weltkulturerbe-Stadt im Westen. Weihnachten wird dort ganz besonders gefeiert und ausserdem gibts leckere Trinkschokolade. Naechste Woche Naeheres!

Vielleicht schaffe ich es vorher noch ueber das letzte Wochenende zu berichten, welches ich in Palenque, einer Maya-Ruinenstadt, und Umgebung ve
rbracht habe. Zur Einstimmung schonmal ein paar Bilder!
Viele Gruesse
Eure Johanna











Montag, 10. Dezember 2007




Ausserdem gabs einen kleinen Zoo mit beisswuetigen Voegeln und Waschbaeren.
Neuigkeiten zu den mir drohenden Diensten (jeden dritten Tag ganz normal um sechs Uhr morgens anfangen und ohne Schlaf bis am naechsten Abend um sechs arbeiten, yipiee) und zu den Weihnachtsvorbereitungen hier folgen bald....
erstmal eine gute Nacht!



Hier ein paar Bilder von meinem gestrigen Besuch im Parque-Museo La Venta hier in Villahermosa. Die Skulpturen stammen vom Volk der Olmeken und werden auf 2400 bis 2800 Jahre geschaetzt....!

Donnerstag, 6. Dezember 2007


am Arbeiten

Vierter Tag in der Klinik, ich bin ziemlich muede, aber zufrieden. Ich habe ein Zimmer in einer Wohnung ganz in der Naehe der Klinik, zusammen mit einer PJ-lerin und einer Assistenzaerztin, verstehe langsam worueber bei den Visiten und den Tag ueber geredet wird und ich habe operiert.

Jawoll, richtig gelesen, OPERIERT. Und zwar war ich gestern mit dem Vize-Chef der Chirurgie, einem Assistenzarzt und einem anderen PJ-ler im OP fuer eine Appendizitis. Nach dem Waschen hab ich mit steril abgedeckt, was man ja in Deutschland schon mal ganz selten macht (ich jedenfalls kaum). Aber dann kams: mir wurde das Skalpell gereicht, ich habe den Schnitt gemacht, den Rectusmuskel frei praepariert und von der Linea alba (der Mitte) getrennt, Peritoneum eroeffnet, Appendix mit der Hand gesucht, Tabaksbeutelnaht gemacht, den Appendix abgesetzt und den Rest wieder im Bauch verstaut. Dann wurde Seiten getauscht und ich musste instrumentieren (hier oft eine Aufgabe der PJ-ler). Ich muss sagen, waehrend des Operierens fand ich das Fach Chirurgie ploetzlich ganz toll, konzentriert arbeiten, exakt hantieren, meoglichst nicht zittern. Nach der Operation bin ich richtig geschwebt! ;-)
Der Preis dafuer war das Warten danach. Da der Patient aus der Notaufnahme kam hatte er noch kein Bett auf Station. Bis eines frei war hat es geschlagene zweieinhalb Stunden gedauert und ich musste waehrenddessen auf ihn aufpassen! naja, den Inhalt eines OP-Saales kann ich jetzt fast auswendig. ;-)

Neben dem Operieren muessen die PJ-ler hier vor allem Wunden waschen und "notas" schreiben. Die Wundpflege ist sehr ausfuehrlich und beinhaltet Loesungen mit Wasserstoffperoxid oder Chlor, die wohl alles moegliche in der Wunde abtoeten sollen und dementsprechend brennen. Manchmal habe ich allerdings das Gefuehl, dass die Operationsnaehte ohne taegliches Rubbeln besser heilen wuerden. Ausserdem tun mir die Patienten leid. Es gibt mehr als einen, bei dem die Hautnaht aufgegangen ist (naechste genaehte Schicht ist Muskel) und diesen Patienten muessen wir jeden Tag an ihrem Bauch rumfuhrwerken. Aber keiner beschwert sich hier!

Genug Medizingeschwafel! Morgen ist Freitag und die erste Woche hier ist vorbei. Bis jetzt habe ich einen einzigen Moskitostich, keinen Sonnenbrand (wie auch wenn man im Dunkeln zur Arbeit geht und bei Sonnenuntergang rauskommt ;-) und niemand hat mir nachgepfiffen. Alle hier sind sehr freundlich und interessiert, fragen viel, meistens woher ich komme. Die Putzfrau im OP wollte aber zum Beispiel wissen, ob wir in Deutschland ein Monument fuer Hitler haben...

Ihr seht, es wird hier nicht langweilig! Ich freue mich immer ueber Nachrichten wie es euch allen so geht! bis bald,
saludos ,
Johanna

Dienstag, 4. Dezember 2007

Montag, 3. Dezember 2007




Erste Eindruecke

Hola todos!

Es ist inzwischen mein dritter Tag in Villahermosa, heute war mein erster "Arbeitstag" im Hospital Rovirosa Perez und es gaebe schon jede Menge zu berichten. Allerdings muss ich morgen frueh um 6Uhr in der Ambulanz auf der Matte stehen und werde also keine Romane schreiben.

Hier im Zentrum von Villahermosa sieht man relativ wenig von den ueberstandenen Ueberschwemmungen. Das liegt daran dass alles neu gestrichen wurde. Goldene Zeiten fuer Farbenhaendler! Einige Geschaefte in der Fussgaengerzone haben noch geschlossen und werden renoviert. Nur an den Tausenden Sandsaecken am Flussufer sieht man dass Groesseres passiert ist.

Mit Beatriz, einer Studentin die mich am Samstag hier im Internetcafe um eine Uebersetzung gebeten hat (Ich und von englisch auf spanisch uebersetzen an meinem ersten Tag in Mexiko!!) war ich schon im Supermarkt Obst kaufen (ausserdem gibts 5l Cola Flaschen und superleckeres Gebaeck), beim Essen (stilecht "hamburguesas" im Burger King) und im Kino (Beowulf auf spanisch, juchuu!).

Und heute eben mein erster Tag als PJ-ler, "interno", in der Chirurgie im Hospital Rovirosa. es war eher ein Herzeigen und Hergezeigt Werden. Der Chef der Chirurgie war mit mir im ganzen Haus unterwegs, von der Blutbank bis zur Informatik, bei den Radiologen und den Schwestern der Abteilung fuer ambulante Chirurgie. Ich durfte das nagelneue CT bewundern, die Endoskopie, die paediatrische Ambulanz,... Zwischendurch eine Gallenblasenoperation mit mexikanischer Schmalzmusik im Hintergrund.
Die mexikanischen PJ-ler muessen jeden dritten Tag Nachtdienst machen ohne freien Tag danach. Fuer diese Woche konnte ich mich noch entschuldigen...Ich werde berichten wie es weitergeht!

wenn es klappt noch ein paar Bilder, ein Fruehstueck "huevos a la mexicana", und Eindruecke aus der Stadt.
Eine schoene Woche euch allen!
Hasta pronto!