Mittwoch, 16. Januar 2008

Gemischtes

Der geschaetzte Leser mag sich erinnern: an meinem ersten Tag hier in der Klinik wurden mir vom Chef der Chirurgie stolz saemtliche Errungenschaften vorgefuehrt, einschliesslich dem nagelneuen Computertomographen. Ich habe mich seitdem immer gewundert, wieso wir so wenig Aufnahmen sehen, wieso von den teils schwer verletzten Patienten nicht routinemaessig ein CT gemacht wird. Des Raetsels Loesung: die Patienten muessen, wenn sie -wie die meisten hier- keine Krankenversicherung haben, die Aufnahmen selber zahlen! Der Preis eines CTs des Bauchraumes ohne Brustkorb liegt bei 2.500 mexikanischen Pesos (noch ohne das Kontrastmittel, das die Angehoerigen der Patienten auf Rezept in einer Apotheke kaufen muessen), das sind ca. 240EUR, hier aber mind. 500EUR wert. Viele koennen sich das einfach nicht leiste und man sieht eben erst waehrend der Operation, welche inneren Verletzungen ein Patient hat. Es sind ja immer Details, die ein Land und seine Leute liebenswert machen. Zum Beispiel konnte ich in einem Kleidungsgeschaeft in der Innenstadt nach einer Viertelstunde Warten in der Kassenschlange ohne Probleme mit VISA zahlen, mein Name und spaeter meine Unterschrift wurden peinlich genau mit meinem Fuehrerschein verglichen- aber der einzige Kassierer musste erstmal einen Kugelschreiber suchen gehen ;-) Noch vor Weihnachten hatte der Chefarzt einige Assistenzaerzte und mich zu einer Art Weihnachtsessen eingeladen. Mitten unter tags sind wir los und erst einmal fast eineinhalb Stunden gefahren. Der Zielort hiess Paraiso, "Paradies", und liegt an einer recht idyllischen Lagune in Meernaehe, es gibt Palmen und superlecker Fisch, Garnelen und Muscheln. Das einzig Irritierende ist die stets sichtbare Flamme einer Oelraffinerie, die ein paar Kilometer weiter steht. Meine Kollegen meinten nur, "camarones con petroleo", Garnelen mit Oel, wuerden noch besser schmecken!


Von meinem Silvester bei der Familie meiner Mitbewohnerin Flor (auf dem Bild links) kann ich Euch leider keine Bilder zeigen, da ich danach aus Versehen meine Fotospeicherkarte formatiert habe. ARGH! Es war auf jeden Fall sehr witzig, Flors Mama hat 8 Geschwister (sie und ihre Mutter, Flors Grossmutter, waren zur selben Zeit schwanger, Flor hat also einen Onkel in ihrem Alter! ;-), jede Menge Onkels, Cousinen, Grosstanten und Freunde zum Feiern. Es gab mal wieder einmal viel Fleisch mit viel Cola. Am 1. Januar waren wir bei weiteren Verwandten auf dem Land eingeladen, die ohne Telefon oder Handynetz direkt neben dem Usumacinta, dem groessten Fluss Mittelamerikas, leben. Der ganz frisch zubereitete Fisch mit Weisskrautsalat war fast das Beste was ich bisher in Mexiko gegessen habe! Die Onkels haben kraeftig Bier getrunken und waren guter Dinge. Einer wollte mich unbedingt davon ueberzeugen, dass der Usumacinta in Brasilien entspringt. Kurz gestutzt hat er, als ich wissen wollte wie der Fluss denn dann ueber den Panamakanal kommt, aber todo posible. ;-)

In diesem Sinne,
Gruesse aus Mexiko, bald heisst es "Adios interado, yo me voy!"
PS: Um einen Eindruck von der Musik zu bekommen, die hier staendig ueberall laeuft empfehle ich, unter www.youtube.com nach "devorame otra vez" von Lalo Rodriguez zu suchen, oder auch nach "estos celos" von Vicente Fernandez- gut dass die Videos nicht auch ueberall laufen! ;-)